Vandalismus in der Cleeberger Kirche

(ikr/AV). „Wir sind alle sehr bestürzt über diesen Vorfall“, bringen Pfarrerin Birgit Müller sowie Heike Klingelhöfer und Stefan Adam vom Kirchenvorstand  die Stimmung am Tag nach einer Vandalismus-Aktion in der historischen Dorfkirche in Cleeberg auf den Punkt. Das Gotteshaus, das auf eine Kapelle zurückgeht, die 1355 erstmals erwähnt wurde, ist tagsüber geöffnet. Denn es ist eine Pilgerstation auf dem Elisabethpfad, der von Frankfurt am Main nach Marburg führt. Viele Menschen machen auf ihrem Weg hier Rast.

Am Dienstagabend hatte die Küsterin Sibylle Feick die mutwillig herbeigeführten Sachbeschädigungen entdeckt. Die Gemeindesekretärin Alexandra Viehmann berichtet: „Im Eingangsbereich der Kirche steht ein Korb, in dem ganzjährig Sachspenden für die Tafel in Butzbach gesammelt werden.“ Alle paar Wochen werden die Spenden nach Butzbach gebracht. „Die Täter haben Konserven aus dem Korb genommen und auf dem Gang und vor dem Altar zerstört.“ Kidneybohnen wurden auf dem Boden vermatscht, ebenso eine Fischkonserve. Wasserflaschen, die für die Pilger als Erfrischung bereitstehen, wurden geöffnet und der Inhalt über Kirchenbänke, Gesangbücher und das am Eingang offen liegende Gästebuch verschüttet. Dadurch wurden darin einige Einträge unleserlich. Alte Handys, die für den NABU in einem Karton gesammelt werden, lagen im Kirchenraum verstreut. Aus einer am Altar ausliegenden Bibel wurde eine Seite herausgerissen, auf dieser Seite wurde herumgekritzelt. Später fand die herbeigerufene Polizei das Blatt zusammengeknüllt im abgeschlossenen Sakristeibereich, wo es hineingeworfen worden war.
Beinahe 10 Jahre lang hatte zuvor das Konzept der „Offenen Kirche“ problemlos ohne irgendwelche negativen Erfahrungen gut funktioniert. Die Offene Kirche wird durch ein Team von Ehrenamtlichen mit großem Engagement betreut. Umso schmerzhafter ist jetzt diese Erfahrung.

Die Verantwortlichen riefen umgehend die Polizei und erstatteten Strafanzeige. Sibylle Feick hat die Schweinereien noch am selben Abend beseitigt, damit die Lebensmittelreste den Sandsteinboden und die anderen Gegenstände nicht noch mehr beschädigen. Zum Glück haben die Täter nicht noch mehr Unheil angerichtet. Auch der extra von einem Bildhauer für die Kirche geschnitzte Taufengel, der seit einigen Jahren als ganz besonderes Prunkstück den Altarraum ziert, blieb verschont. „Den ziehen wir immer so hoch, dass er nur schwer erreichbar ist“, sagt Alexandra Viehmann. Sie betont: „Unsere offene Kirche wird seit Jahren sehr gut angenommen, wir haben viele positive Einträge in unserem Gästebuch.“ Die Pilger würden sich über die offene Kirche sehr freuen. Deshalb ist eine Schließung auch kein Thema für die Verantwortlichen: „Wegen so ein paar Idioten jetzt unsere Pilger und andere Kirchenbesucher aus aller Welt abzustrafen, das wollen wir nicht“, betont die Pfarrsekretärin. Der Kirchenvorstand hat sich kurz nach Bekanntwerden der Zerstörungsaktion bereits darauf verständigt, die Kirche weiter offen zu lassen. Ob das Gotteshaus zukünftig möglicherweise eine Überwachungskamera bekommen wird, muss nun erst einmal in dem Gremium diskutiert werden. Die Versicherung ist nach dem Vandalismus-Vorfall informiert.

Auch der Langgönser Bürgermeister Marius Reusch zeigte sich von dieser sinnlosen und mutwilligen Zerstörungstat überrascht und betroffen.

Wer die Täter sind, war am Tag danach noch völlig unklar. Deshalb bittet die Kirchengemeinde Personen, die vielleicht etwas Verdächtiges gesehen haben, sich direkt bei der zuständigen Polizei in Gießen (Tel. 0641/7006-6555) zu melden.