Taufengel wurde begrüßt und eingeweiht

(ikr). Die historische Dorfkirche in Cleeberg ist um ein überaus schmuckes und kunstvolles Kleinod reicher: Am letzten Sonntag im März wurde der neue Taufengel im Gottesdienst willkommen geheißen und seiner Bestimmung übergeben, denn gleich drei junge Menschen wurden getauft. Das geschnitzte Kunstwerk passt perfekt in das historische Ambiente der Cleeberger Kirche, deren Wurzeln ins 14. Jahrhundert reichen. Es wurde anstelle eines fest installierten Taufbeckens angeschafft und schwebt, wenn es gerade nicht gebraucht wird, hoch über dem Altarraum.

„Der Taufengel lädt zum Spielen ein, deshalb hängt er sonst höher“, erklärte Pfarrerin Birgit Müller gleich zu Beginn des Gottesdienstes. Sie freute sich über die zahlreichen Besucher, die zu diesem außergewöhnlichen „Taufengel-Begrüßungsgottesdienst“, der sicherlich in der Kirchenchronik breiten Raum einnehmen wird, gekommen waren. Denn der Taufengel ist wirklich in mehrfacher Hinsicht etwas ganz Besonderes. Darauf verwies auch Holzbildhauermeister Ewald Böggemann aus Mettingen bei Osnabrück, der das sakrale Prachtstück geschaffen hat und der extra mit seiner Ehefrau nach Cleeberg gekommen war, um dabei zu sein, wenn das wertvolle Unikat seiner Bestimmung übergeben wird. Denn Taufengel sind in Norddeutschland verbreitet, in der Mitte und im Süden des Landes jedoch weniger verbreitet und bekannt. So kann sich Cleeberg ab sofort schätzen, den vermutlich einzigen Taufengel im weiten Umkreis zu besitzen.

Eine echte Attraktion für Cleeberg: der neue Taufengel.

Der Engel ist handgeschnitzt und misst vom Scheitel bis zur Sohle 80 cm. Er hat langes braunes Haar, ein ebenmäßig schönes Gesicht mit sanftmütigem Ausdruck, trägt ein rotes langes Gewand und eine Schale, die eine weitere mit Wasser gefüllte Taufschale aufnehmen kann, in seinen zarten Händen. Besonders sind auch die Flügel des Taufengels: Sie sind nicht wie sonst meist üblich vergoldet, sondern altweiß mit stellenweise einem zu erahnenden Hauch von Blau, was perfekt zum umgebenden Blau der Kirchenwände passt. Hände, Füße und Flügel wurden einzeln geschnitzt, die Schale wird mit Dübeln gesichert. Der Körper des Engels besteht aus Lindenholz, einzelne Partien sind verleimt. Er ist von Hand bemalt und – kurz gesagt – schlichtweg wunderschön.

Ewald Böggemann lobte die „perfekte Vorarbeit“ der Kirchenvorstandsmitglieder, allen voran Heike Klingelhöfer und Jörg Schmidt. Die beiden erläuterten auch, wie es zur Anschaffung des Taufengels kam: Der MGV Cleeberg fuhr nach Kiel zum Deutschen Chorwettbewerb, und während Jörg Schmidt sich auf den Auftritt vorbereitete, besichtigte seine Mutter die Stadt und entdeckte in einer Kirche einen Taufengel. „Das wäre doch auch was für uns in Cleeberg“, dachte sie und erzählte dies ihrem Sohn. Der Kirchenvorstand griff die Idee gerne auf. Lange schon gab es Überlegungen, ein Taufbecken anzuschaffen, aber das hätte viel Platz im Bereich des Altares weggenommen. Der Taufengel hingegen wird zukünftig nur dann, wenn er gebraucht wird, herabgelassen und schwebt sonst buchstäblich „über den Dingen“. Also machte sich Jörg Schmidt auf die Suche nach einem Künstler, der einen solchen Engel schnitzen kann. Mit Ewald Böggemann wurde er schließlich fündig. Mitfinanziert wurde das sakrale Kunstwerk mit Geldern aus dem Topf, der nach der großen Feier anlässlich des Gewinns „Dolles Dorf 2011“noch gefüllt war. Dies hatten die Interessengemeinschaft Dolles Dorf

Sie sind sichtlich stolz auf den neuen Taufengel (v. l.): Heike Klingelhöfer, Jörg Schmidt, Ewald Böggelmann und Birgit Müller.

beschlossen, frei nach dem Motto „Einen dollen Engel fürs dolle Dorf“. Deshalb stand auch der Goldene Otto, den die Cleeberger beim Wettbewerb des Hessischen Rundfunks gewonnen hatten, auf der Kanzel. Heike Klingelhöfers Dank galt aber auch „allen, die im Laufe der vielen Jahre gespendet haben: ohne Ihre Unterstützung hätten wir jetzt keinen so schönen Taufengel“, betonte sie. Die Übergabe des Engels fand übrigens auf dem Autohof Lützellinden an der A 45 statt, wo Klingelhöfers ihn in Empfang nahmen, als Ewald Böggemann auf der Durchreise war. Jörg Schmidt sorgte dafür, dass das kunstfertige Unikat professionell montiert wird.
Bis zu seiner Einweihung war der Taufengel verhüllt, „um die Gemeinde neugierig zu machen“, schmunzelte Pfarrerin Birgit Müller. Sie würde sich freuen, wenn viele Menschen nun die Gelegenheit nutzen, sich den Taufengel anzuschauen, denn die Kirche in Cleeberg steht täglich offen.

Text und Fotos: Imme Rieger